Die historischen Zäsuren 1989 und 1991 bildeten für Kuba mehrfache Herausforderungen: Binnen kürzester Zeit musste der politische Diskurs der Revolution neu konstruiert werden – nicht mehr der Leninismus stand im Mittelpunkt, sondern die Ideologie des antikolonialen Befreiungskampfes, gestützt auf das politische Erbe des Nationalhelden José Martí. Drängender jedoch als ideologische Fragen galt es, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Quasi über Nacht wurde mit der Auflösung des "Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe" 1991 die kubanische Binnenökonomie lahm gelegt – der mit der Sowjetunion vereinbarte Tauschhandel "Zucker gegen Öl" fand ein abruptes Ende. Folglich begann die Notwirtschaft mit einer Energiekrise nie gekannten Ausmaßes.
(aus: »Blätter« 5/2004, Seite 598-604)
Themen: Lateinamerika, Arbeit und Wirtschaft