Zum Problem von Kontinuität und Bruch
I
In meinem Aufsatz "Der 30. Januar 1933 - 60 Jahre danach" ("Blätter", 1/1993) hatte ich dargelegt, welche sozialökonomischen Interessenkonstellationen, politischen Kräfte und ideologischen Traditionen den Aufschwung der extremen Rechten und die Zerstörung der Weimarer Republik herbeigeführt haben. Im Schlußkapitel hatte ich dort geschrieben, daß "Ähnlichkeiten" zur heutigen Situation ins Auge springen, daß aber "ohne Zweifel... heute vieles ganz anders" sei. Ähnlichkeiten und Differenzen konnten nur sehr knapp angedeutet werden. Bei Vorträgen und Diskussionen habe ich nun festgestellt, daß ein starkes Bedürfnis nach genauerer Bestimmung besteht. Und wahrscheinlich haben auch Faller/Hahn ("Blätter", 3/1993) Recht mit ihrer Feststellung, daß die Ähnlichkeiten und Unterschiede nicht so ohne weiteres ins Auge springen.
II
Grundlegend für jede Analyse gesellschaftlicher, politischer und ideologischer Prozesse ist die Frage, welche Determinanten die Hauptinteressen einer Gesellschaft strukturieren. Dies ist der theoretische Grund, weshalb vom Faschismus (wie auch vom Parlamentarismus) schweigen soll, wer vom Kapitalismus nicht reden will.