Ausgabe August 2008

Magd des Marktes

Das Elterngeld und die neue Familienpolitik

Seit einiger Zeit wird in der Bundesrepublik eine lebhafte Diskussion über einen „neuen Feminismus“ geführt, in dessen Mittelpunkt die „Alphamädchen“ und die „neuen deutschen Mädchen“ stehen. Diesen „Alphamädchen“ selbst kommt dabei sicherlich das Verdienst zu, die Frage der Geschlechtergerechtigkeit wieder stärker in den Fokus einer Gesellschaft gebracht zu haben, die sich jüngst immer öfter weigert, eine Benachteiligung von Frauen – und zumal eine systematische – überhaupt erkennen zu wollen.

Dennoch hat die aktuelle Debatte auch eine Kehrseite. Denn Gegenstand der Aufmerksamkeit sind weniger die – bereits vom „alten Feminismus“ thematisierten – strukturellen, sozialen Barrieren für Frauen, sondern vielmehr die Protagonistinnen selbst. Sie sind gut gebildete, ehrgeizige, leistungsbereite und unabhängige junge Frauen, die beruflich nach oben wollen, womöglich auch mit Familie, aber zuerst jedenfalls nach oben. Daher entsteht teilweise der Eindruck eines „weichgespülte[n] Spartenfeminismus, der unter Gerechtigkeit den Zugang einiger weniger zu den Eliten der Republik versteht und daher auch bloß jene betreffen muss, denen genau dies zuzutrauen ist.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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