Ausgabe Januar 2012

Nazi-Morde unter staatlicher Aufsicht

"Ich bin die, die sie suchen“. Mit diesen Worten stellte sich am 7. November 2011 die 36jährige Beate Zschäpe in Jena der Polizei. Nach über 13 Jahren beendete die Mitbegründerin der Neonazi-Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) ihr Leben in der Illegalität. Drei Tage zuvor waren ihre „Kameraden“ Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt nach einem Banküberfall in Eisenach in ihrem Wohnmobil erschossen aufgefunden worden. Und kurz darauf stand fest, dass das Trio für zehn Morde, vierzehn Banküberfälle und mindestens einen Sprengstoffanschlag verantwortlich ist.

„Dieser Vorgang ist objektiv betrachtet eine Niederlage für die Sicherheitsbehörden“, sagte Heinz Fromm, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz in der nichtöffentlichen Sitzung des Innenausschusses des Bundestages am 21. November 2011.[1] In der Tat, doch einen wirklichen Überblick über das Geschehen hat gegenwärtig kaum jemand – auch nicht die ermittelnden Behörden. Statt dessen bat Generalbundesanwalt Harald Range die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Aufklärung der Mordserie: „Es ist durchaus denkbar, dass der Gruppe noch weitere Straftaten zuzurechnen sind.“[2] Und Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamts, fügte hinzu: „Wir werden noch weitere Beziehungen zur NPD entdecken“.

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.