Ausgabe Juni 2012

Geburtstagsparty im Kanzleramt

Josef Ackermann oder: Der zähe Abschied vom Amtsgeheimnis

Selten hat ein Abendessen für derartige öffentliche und mediale Aufmerksamkeit gesorgt wie jenes, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel am 22. April 2008 gab – nämlich für Josef Ackermann, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank bis Ende Mai 2012.[1] 

Was aber ist eigentlich, so könnte man fragen, besonderes daran, wenn die Kanzlerin einen bedeutenden, ja vielleicht den bedeutendsten Wirtschaftsführer ihres Landes aus Anlass seines 60. Geburtstags mit seinen Freunden, Geschäftspartnern, Sponsorenempfängern und mit Journalisten zu sich ins Bundeskanzleramt einlädt? War das bloß business as usual, war es ein übliches Kanzlerabendessen zum informellen Meinungsaustausch mit Vertretern aus Wirtschaft und Kultur – oder ist es ein Beleg für den beherrschenden Einfluss der Finanzlobbyisten auf die Regierungspolitik? Wurde hier sogar amtsmissbräuchlich die gebotene Trennlinie von Öffentlichem und Privatem überschritten und das Bundeskanzleramt aus serviler Gefälligkeit für Herrn Ackermann zweckentfremdet?

Dies aufzuklären war der Anlass für eine Anfrage der Autoren nach dem deutschen Informationsfreiheitsgesetz (IFG).

Das Informationsfreiheitsgesetz: Öffentliche Kontrolle der Macht

Das Informationsfreiheitsgesetz steht in der Tradition des US-amerikanischen Freedom of Information Act (FOIA), der 1964 unter Präsident Lyndon B.

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Einsturz zum Aufbruch: Die Protestbewegung in Serbien

von Krsto Lazarević

Rund 110 000 Menschen füllen am 1. November die Fläche vor dem Hauptbahnhof in Novi Sad, um der Opfer zu gedenken, die ein Jahr zuvor unter dem einstürzenden Vordach starben. Für die seit Monaten Protestierenden steht der Einsturz nicht für ein bauliches, sondern für ein politisches und gesellschaftliches Versagen: ein sichtbares Symbol für Korruption und ein zunehmend autokratisches System.

Keine Tugend ohne Tatkraft

von Philipp Lepenies

2026 jährt sich die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten zum 250. Mal. Sie ist neben der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 das wohl wichtigste Dokument der politischen Moderne. Mit der Herrschaft von Donald Trump stellt sich die Frage, ob die Demokratie in den USA noch gesichert ist.