Ausgabe November 2012

»Dieses Imperium muss auseinanderbrechen«

Nur drei Tage nach seiner Benennung, am 14. Oktober 2012, wurde der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an den chinesischen Dissidenten Liao Yiwu verliehen, dessen Gedicht „Massaker“ das wohl bekannteste künstlerische Zeugnis der Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz am 4. Juni 1989 ist. Wegen „Verbreitung konterrevolutionärer Propaganda mit ausländischer Hilfe“ wurde Liao 1990 zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt; seit 2011 lebt er im Exil in Deutschland.

Wir präsentieren die von Karin Betz aus dem Chinesischen übersetzte Dankrede Liao Yiwus, die für erhebliche Aufmerksamkeit sorgte, in ungekürzter Fassung und mit den erläuternden Anmerkungen des Autors. Diese und die weiteren Reden der diesjährigen Friedenspreisverleihung sowie weitere Informationen zum diesjährigen Preisträger sind auch in dem soeben erschienenen Buch „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2012 – Liao Yiwu“ enthalten. – D. Red.

 

Es war einmal ein neunjähriger Junge namens Lü Peng, der die dritte Klasse der Shunchengjie-Grundschule in Peking besuchte. Die Neugier trieb ihn dazu, sich in der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 hinter dem Rücken seiner Eltern aus dem Haus zu stehlen. Auf den Straßen tobten Krawalle. Lü Peng wurde frontal von einer Kugel getroffen und niedergestreckt.

November 2012

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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