Ausgabe Oktober 2012

Von Ayn Rand zu Paul Ryan: Kapitalismus als Moral

Neben Mitt Romney als Hauptherausforderer von Barack Obama ist in den Vereinigten Staaten offenbar ein neuer Politstar im Werden, der vorher lediglich in Teilen der US-Medien als Geheimtipp galt: Paul Ryan. Seit dem Nominierungsparteitag der Republikaner wird der 42jährige bereits als Spitzenkandidat für die Wahl 2016 gehandelt. Er gilt als knallharter Kürzungs- und Haushaltsexperte und sitzt als Abgeordneter im Repräsentantenhaus für Wisconsin. Ebendieser Bundesstaat war es, der 2011 und Anfang 2012 für Furore sorgte, weil der dortige Gouverneur drastische Kürzungen im öffentlichen Dienst vornahm und die Rechte der ohnehin schwachen Gewerkschaften massiv einschränkte.[1]

Ryan soll nun die erheblichen Schwachstellen des Präsidentschaftskandidaten Romney wettmachen und vor allem bei der rechtskonservativen Tea-Party-Bewegung punkten. Hier steht der strenge Katholik Ryan hoch im Kurs, zudem gibt er sich auch in der Öffentlichkeit bürgernah, anders als der wohlhabende Ex-Finanzmanager Romney.

Verfolgt man die Berichte über Ryan, dann taucht als sein intellektuelles Vorbild immer wieder ein Name auf, der im deutschsprachigen Raum bis heute wenig bekannt ist: Ayn Rand. Anders ist die Lage in den USA: Dort erreichte Rands Roman „Atlas shrugged“ bei einer Umfrage im Jahr 1991 nach der Bibel den zweiten Platz der einflussreichsten Bücher.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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