Ausgabe August 2013

Öko-Biedermeier vs. ökologische Moderne: Die grüne Revolution

In den letzten Ausgaben der „Blätter“ waren Texte von Harald Welzer sowie von Edward und Robert Skidelsky zu lesen,[1] bei denen ich mich eines gewissen Déjà-vu-Gefühls nicht erwehren konnte. Die Parallelen zu den Anfängen der Öko-Debatte in den 1970er und frühen 80er Jahren liegen auf der Hand: vom Warnruf vor den destruktiven Konsequenzen permanenten Wachstums,[2] der Kritik des Konsumismus als Form der Entfremdung[3] bis zum Aufruf zur Selbstbegrenzung als Gegenmodell zur expansiven Moderne.[4]

Weshalb dieses Revival? Wenn die große Politik nicht willens oder fähig scheint, der globalen Öko-Krise wirksam entgegenzutreten, liegt es nahe, alle Hoffnung auf das moralische Handeln der Bürgerinnen und Bürger sowie das widerständige Potential von Graswurzel-Initiativen zu lenken. Tatsächlich zeigen zentrale Indikatoren eine beschleunigte Erosion der natürlichen Lebensgrundlagen an: Die Treibhausgas-Emissionen steigen von Jahr zu Jahr, der Verlust fruchtbarer Böden nimmt bedrohliche Formen an, Trinkwasser wird in vielen Weltregionen zum knappen Gut, der Raubbau an den Regenwäldern setzt sich fort und die Liste der bedrohten Pflanzen und Tiere wird länger und länger.

Wenn die Furcht vor dem Kollaps wächst, hat Zivilisationskritik Hochkonjunktur.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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