Mit einem derart sensationellen Ausgang der iranischen Präsidentschaftswahl hatte im Vorfeld wohl fast niemand gerechnet.
Die erste Überraschung war bereits die hohe Wahlbeteiligung: Rund 72 Prozent der wahlberechtigten Iraner gaben am 14. Juni ihre Stimme ab – und das, obwohl in den Monaten zuvor viele befürchtet hatten, dass ihnen wieder die Stimme gestohlen wird wie schon 2009. Die zweite Überraschung war der klare Sieg des als moderat geltenden Konservativen Hassan Rohani; der 64jährige erhielt auf Anhieb 50,7 Prozent der Stimmen. In den Tagen vor der Wahl war es ihm gelungen, die Stimmung im Land zu seinen Gunsten zu wenden und sogar als neuer Hoffnungsträger der sogenannten Grünen Bewegung aufzutreten.
Insbesondere in den Fernsehdebatten vertrat Rohani ähnliche Positionen wie die Reformbewegung. Er kritisierte die Pressezensur, forderte bürgerliche Freiheiten und sprach sich für mehr geschlechtliche Gleichstellung aus. Ferner verlangte er die Freilassung politischer Gefangener und eine Rückkehr „zur Würde in unserer Nation“ – ein klarer Seitenhieb auf Noch-Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad.
Scharfe Kritik übte Rohani auch an der Atompolitik seines Vorgängers, die er als ideologisch verbrämt und zu radikal bezeichnete.