Wer wie ich das Glück hatte, irgendwann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einem kapitalistischen Land geboren worden zu sein, ist in einer Welt aufgewachsen, die von der Vorstellung beseelt ist, dass alles immer verfügbar ist und zu sein hat. Diese Welt haben die westlichen Industrienationen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg geschaffen, einer Zeit, die von spektakulärem Wirtschaftswachstum und zugleich radikal anwachsendem Materialverbrauch und sich rapide steigernden Zerstörungen von Naturressourcen geprägt war. Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass die ersten 200 Jahre kapitalistischer Wachstumswirtschaft noch vergleichsweise wenig angerichtet haben – erst nach dem Zweiten Weltkrieg ging es richtig los. Doch erst jetzt verbreitet sich diese Kultur über die ganze Welt; die exponentielle Steigerungslogik wird universell – mit allen ihren Folgen.
Es ist daher Unsinn, wenn gesagt wird, die Chinesen oder die Inder wollten „so sein wie wir“. Denn nicht einmal wir wollen noch so sein wie „wir“. Gemeinsam mit den Chinesen und allen anderen wollen wir an einem Kulturmodell teilhaben, das zwar im Westen erfunden wurde, das sich aber gerade dadurch auszeichnet, alle kulturellen Unterschiede radikal einzuebnen, zuerst in beschränkter räumlicher Ausdehnung, jetzt global.