Ausgabe Mai 2013

Der große Raub

Landnahme im 21. Jahrhundert

Bild: Thomas Vogel / istockphoto

„Kaufen Sie Land. Es wird keins mehr gemacht.”
Mark Twain

In die Höhe schießende Getreidepreise und Ängste vor einer Nahrungsmittelknappheit haben weltweit einen Run auf Land ausgelöst. Scheichs vom Golf, chinesische Staatskonzerne, Spekulanten von der Wall Street, russische Oligarchen, indische Mikrochip-Milliardäre, Weltuntergangsfatalisten, Missionare aus dem Mittelwesten und Hedgefonds-Manager aus der Londoner City – sie alle suchen unseren Globus nach billigem Grund und Boden ab, um ihre Landsleute zu ernähren, ihre eigenen Profite zu steigern oder um etwas für ihr gutes Gewissen zu tun. Flächen von der Größe kleiner Staaten wechseln zum Spottpreis die Besitzer. Ich glaube, dass Landnahme in den nächsten Jahrzehnten für immer mehr Menschen eine größere Bedeutung haben wird als selbst der Klimawandel. Dieser neue Landrausch scheint sich zunehmend zu einer Vereinnahmung der letzten Naturgebiete dieser Erde, zu einem letzten Angriff auf die noch existierenden Allgemeingüter zu entwickeln. Einen großen Teil der Schuld an solchen Fehlentwicklungen tragen diejenigen, die das Land fortgeben. Afrikanische Regierungen beispielsweise, die jahrelang die Landwirtschaft ihrer Länder vernachlässigt haben, sind nun plötzlich ganz wild auf Investitionen.

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema