Ausgabe Mai 2013

Syrien und die iranisch-israelische Koalition

In Syrien liefern sich Rebellen und Regierungstruppen weiterhin heftige Kämpfe. Schätzungen zufolge sind dem Konflikt inzwischen mehr als 70 000 Menschen zum Opfer gefallen.[1] Ein Ende der Gewalt ist nicht abzusehen – im Gegenteil: Obwohl wiederholt der Fall des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vorhergesagt wurde, scheint dieser seine Macht derzeit sogar noch festigen zu können.

Dafür ist auch der geringe internationale Druck auf das Assad-Regime verantwortlich. Besonders die Europäische Union und die Vereinigten Staaten zeigen sich zurückhaltend. Aber mehr noch: Iran, Israel und Russland wollen – aus je unterschiedlichen Motiven, aber dennoch in einer singulären faktischen Allianz – einen Sturz Assads sogar um jeden Preis verhindern. Die einzige Ausnahme im Chor der Umsturzskeptiker oder -gegner bildet die Türkei: Sie unterstützt unverhohlen die syrischen Rebellen. Ein Regimewechsel in Damaskus würde, so die Hoffnung der Regierung Erdogan, die türkische Vorherrschaft im Nahen und Mittleren Osten festigen.

Die Europäische Union hat Syrien mit einer Vielzahl von Sanktionen belegt, unter anderem einem Waffen-Embargo sowie Maßnahmen gegen den syrischen Finanzsektor; einige ihrer Mitgliedstaaten unterstützen die syrische Opposition auch diplomatisch, durch Initiativen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Gaza und die Ära der Straflosigkeit

von Seyla Benhabib

Künftige Historikerinnen und Historiker, die auf den Israel-Gaza-Konflikt zurückblicken, werden möglicherweise erkennen, dass dieser Konflikt an der Schnittstelle dreier Entwicklungen steht, die gemeinsam das Koordinatensystem der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten internationalen Institutionen völlig verschoben und eine neue Ära eingeläutet haben.

Israel in der dekolonialen Matrix

von Eva Illouz

Manchmal kommt es auf der Weltbühne zu Ereignissen, die unmittelbar einen grundlegenden Bruch markieren. Der 7. Oktober 2023 war ein solches Ereignis. Die Hamas verübte Verbrechen gegen die Menschlichkeit, indem sie fast 1200 Israelis ermordete.

Eine mörderische Sackgasse

von Wolfgang Kraushaar

Wer seit dem 7. Oktober 2023 von Deutschland aus die Nachrichten zum Nahen Osten fortlaufend verfolgt, der steht vor einem quälenden Problem. Die Tag für Tag eintreffenden Informationen, Bilder und Videosequenzen sind so unerträglich geworden, dass man nahezu unausweichlich in eine moralische Zwangslage zu geraten droht.