Ausgabe November 2013

Große Koalition: Debakel mit Ansage

Die SPD war bei dieser Bundestagswahl angetreten, Angela Merkel abzulösen. Das war ihr Versprechen. Jetzt schickt sie sich an, Merkels Arbeitsvertrag noch einmal um vier Jahre zu verlängern. Das wären 11 247 283 gebrochene Versprechen – so viele Menschen haben der SPD ihre Stimme anvertraut. Nun hat die SPD in ihrer 150jährigen Geschichte immer wieder bewiesen, dass sie Verantwortung für Deutschland zu übernehmen weiß und Parteiinteressen hinter das Gemeinwohl zu stellen versteht. Es fragt sich nur, ob eine Kanzlerin Merkel dem Gemeinwohl dient. Eine große Koalition mag kurzfristig politische Stabilität gewähren, langfristig ist sie aber eine Gefahr für die Demokratie.

Kanzlerin Merkel ist beliebt und eine relative Mehrheit der Deutschen wünscht sich eine große Koalition. Aber Popularität ist vergänglicher Ruhm, der schnell in Tränen enden kann. Eine neue Merkel-Regierung wäre schlecht für Deutschlands Wohlstand, verheerend für Europas Zukunft und schädlich für die Demokratie. Sozialdemokraten sollten sich reiflich überlegen, ob sie dafür verantwortlich sein wollen.

Krisenprofiteur Deutschland

Kein Zweifel, Deutschland ist besser aus der Finanz- und Eurokrise herausgekommen als viele Nachbarn. Die Arbeitslosigkeit ist gefallen und das Wirtschaftswachstum ist zwar schwach, aber wieder positiv.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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