Ausgabe Oktober 2013

Sklavenarbeit in Brasilien

Am 24. Juli 2013 wurde der Traktorfahrer Welbert Cabral Costa auf einer Fazenda im brasilianischen Bundesstaat Pará ermordet – vermutlich von den Sicherheitskräften der Farm selbst. Diese gehört zur Unternehmensgruppe Agropecuária Santa Bárbara Xinguara, einem der größten Viehzuchtunternehmen Brasiliens. Cabral Costa hatte nach einem Arbeitsunfall auf der ihm zustehenden Entschädigungszahlung beharrt. Dieser Mord ist ein besonders drastisches Beispiel für Formen extremer Entrechtung, Einschüchterung und Gewalt am Arbeitsplatz, die in Brasilien unter dem Begriff „Moderne Sklavenarbeit“ diskutiert werden.

Nach Angaben des brasilianischen Arbeitsministeriums wurden zwischen 2003 und 2011 insgesamt 33 392 Personen im Rahmen von Arbeitsinspektionen aus moderner Sklavenarbeit befreit.[1]

Derartige Arbeitsverhältnisse finden sich in Brasilien vor allem in der Vieh- und Waldwirtschaft, der Holzkohleproduktion, Landwirtschaft (Soja, Baumwolle, Mais, Reis, Bohnen und Kaffee),[2] sowie in der Ethanolproduktion.[3] Betroffen sind in erster Linie temporäre Arbeitsmigranten, die über Arbeitsvermittler (gatos) oder informelle Zeitarbeitsagenturen in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse geraten.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.