Ausgabe September 2013

Energiewende: Vom Erfolgsprojekt zum Sündenbock

Genau zwei Jahre nach dem im Sommer 2011 beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie steht die Solarwirtschaft im Interesse der medialen Öffentlichkeit: Viele europäische Solarunternehmen stecken in Insolvenzverfahren; der größte deutsche Solarzellenhersteller „Solarworld“ konnte Anfang August nur knapp gerettet werden – bei herben Verlusten für Aktionäre und Gläubiger. Die hiesige Solarbranche leidet massiv unter der billigen Konkurrenz aus China.

Unterdessen sorgte der sonnenreiche Juli für eine überdrehte Debatte: „Zu viel Sonne – Strompreis steigt stärker als erwartet“, titelte die „Bild“-Zeitung. Schuld an dem Preisanstieg sei die Ökostromumlage (EEG-Umlage), mit der erneuerbare Energien gefördert werden.

Die Behauptung, die Strompreise würden allein wegen der stetig wachsenden Menge günstiger erneuerbarer Energien steigen, ist und bleibt jedoch falsch. Zum einen steigen die Strompreise zurzeit nur für die Privathaushalte, nicht aber für bevorzugte Wirtschaftszweige. Zum anderen beweist die Entwicklung der Strompreise zwischen 2000 und 2012, dass die EEG-Umlage „für nicht einmal ein Drittel der Teuerung verantwortlich ist“.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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