Ausgabe September 2013

Pyrrhussieg in Kambodscha

Kambodscha hat gewählt, und die positive Nachricht lautet: Exzessive Gewalttaten wie bei den letzten Parlamentswahlen gab es diesmal keine. Waren 2008 noch elf politische Morde und eine hohe Anzahl von Einschüchterungsversuchen und Drohungen gegenüber politischen Gegnern zu verzeichnen, so verliefen die diesjährigen Wahlen vergleichsweise friedlich. Die Anzahl der berichteten Drohungen gegen Oppositionelle ging im Vergleich zu den vorigen Wahlen zurück, und Beschwerden über Unregelmäßigkeiten bezogen sich überwiegend auf Störungen von Wahlveranstaltungen und Beschädigung von Wahlplakaten.

Das ist aber auch schon die einzige positive Botschaft von den Wahlen vom 28. Juli, denn jenseits der offenen Gewalt waren die Unregelmäßigkeiten beim Urnengang endemisch. Auch diesmal kam es zu offensichtlichen Wahlfälschungen zugunsten der herrschenden Kambodschanischen Volkspartei (CPP). Damit steht Kambodschas Demokratie an einem Scheideweg.

Nach dem Ende des Bürgerkrieges 1993 sehnte sich die kambodschanische Bevölkerung vor allem nach Frieden und Stabilität. Dagegen sind in den letzten Jahren verstärkt soziale Fragen in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, wie Mindestlohn, Altersversorgung und der Kampf gegen die Korruption. Vor allem die Jungen sind daher nicht länger bereit, die Wahlfälschungen zu akzeptieren.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.