Ausgabe September 2013

Verbrauchermacht im Supermarkt?

Die jüngsten Katastrophen in Textilfabriken in Bangladesch und Pakistan, denen mehr als 1500 Menschen – vor allem Frauen – zum Opfer fielen, bilden den traurigen Höhepunkt bisher bekannt gewordener Unglücke in der globalisierten Bekleidungsindustrie. Über die desaströsen Arbeitsbedingungen in diesem Sektor ist in den Medien in den letzten Jahren viel geschrieben worden.[1] Weitaus weniger Beachtung findet indes die Situation im Lebensmittelhandel. Auch zu dessen Sortiment gehören zahlreiche Waren, die in den Ländern des globalen Südens hergestellt werden – ebenfalls unter häufig unmenschlichen Arbeitsbedingungen.

Ein Beispiel hierfür ist die Produktion von Kakao, dem wichtigstem Rohstoff für Schokolade. Sinkende Kakaopreise führten in der Elfenbeinküste, dem größten Lieferanten für den deutschen Markt, in den letzten Jahren zu einer Verarmung der Bauern. Weil sie Erntehelfer nicht mehr bezahlen konnten, griffen die Bauern auf Kinderarbeit zurück: „Einer Studie aus dem Jahr 2009 zufolge arbeiten in der Elfenbeinküste rund 820 000 Kinder in der Kakaobranche [...]. Die Hälfte der befragten Kinder gab an, sich bei der Arbeit in den vorangegangenen zwölf Monaten verletzt zu haben. Dazu gehören offene Wunden, Insektenbisse, Muskel- und Rückenschmerzen.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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