In der Öffentlichkeit wurde er einst als demokratischer Hoffnungsträger gefeiert und schließlich als Wiedergänger Saddam Husseins diffamiert. Zeitweise galt er als Erfüllungsgehilfe Washingtons, dann wieder als Strohmann Teherans. Nach den spektakulären Erfolgen des Islamischen Staats muss Nuri al-Maliki nun seinen Posten als Iraks Premierminister räumen: Damit übernimmt der einstige Überlebenskünstler eine letzte Rolle – die des Sündenbocks für die politische Elite des Landes.
Der Anfang vom Ende Nuri al-Malikis erfolgte im Dezember 2013. Damals wies der Premierminister die irakischen Streitkräfte an, die Protestcamps von Regierungskritikern in den westlich von Bagdad gelegenen Städten Falludscha und Ramadi zu räumen. Hier demonstrierte die sunnitische Bevölkerung seit Monaten gegen Polizeigewalt, willkürliche Verhaftungen, wirtschaftliche Diskriminierung und politische Ausgrenzung.
Doch was als Maßnahme zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung gedacht war, löste in den Protesthochburgen einen Aufstand aus, an dessen Spitze sich die Terrorgruppe Islamischer Staat stellte. Im Januar hissten die Dschihadisten ihre Fahne in Falludscha und eroberten Gebiete entlang des Euphrats.