Ausgabe Oktober 2022

Mehr Gleichheit wagen!

Für die globale Transformation des Kapitalismus

IMAGO / Future Image

Bild: IMAGO / Future Image

Es ist ein bemerkenswerter Befund: Während der Anteil der reichsten 10 Prozent am Gesamteinkommen in Europa zwischen 1910 und 1980 von 52 auf 28 Prozent gesunken war, ist er bis 2020 wieder auf 36 Prozent angestiegen. Der Anteil der ärmsten 50 Prozent am Gesamteinkommen stieg dagegen zwischen 1910 und 1980 von 13 auf 24 Prozent, bevor er bis 2020 wieder auf 21 Prozent gefallen ist.

Die Ungleichheit in Europa ist also weiterhin sehr ausgeprägt – und sie hat in den letzten 40 Jahren erheblich zugenommen. Doch nach dem Zusammenbruch des Sowjetkommunismus zu Beginn der 1990er Jahre waren die Debatten über die Ursachen der Ungleichheit und über unterschiedliche Systeme zeitweise verstummt. Erst seit der Krise von 2008 haben sie in dem Maße wieder an Fahrt aufgenommen, in dem man sich darüber klar wurde, in welche inegalitären und zugleich klimatischen Sackgassen das gegenwärtige Regime führt – und zwar national wie global.

Das probateste Mittel, um auf dem Weg zu mehr Gleichheit voranzukommen, liegt auf der Hand: Es müssen diejenigen Institutionen gestärkt und allgemein verbreitet werden, die im Laufe des 20. Jahrhunderts Gleichheit, menschlichen Fortschritt und Wohlstand befördert haben, angefangen mit dem Sozialstaat und der progressiven Steuer.

Oktober 2022

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Globales Elend und die Diktatur der Superreichen

von Ute Scheub

Sie düsen in Privatjets um die Welt, um Immobilien und Konzernketten an sich zu reißen. Sie kaufen ganze Landschaften und Inseln, um sich dort im größten Luxus abzukapseln. Sie übernehmen Massenmedien, um sich selbst zu verherrlichen und gegen Arme und Geflüchtete zu hetzen.