Ausgabe September 2016

Für einen New Deal der Migration

„Wir schaffen das“, verkündete die Bundeskanzlerin vor einem Jahr mit Blick auf Hunderttausende von Flüchtlingen, die in Deutschland Schutz suchten. Doch Angela Merkels sprichwörtlich gewordene Zuversicht sollte sich nicht erfüllen. Ihre zeitweilige Öffnung der Grenzen endete mit einer doppelten Niederlage: dem Aufstieg der AfD und dem Abkommen mit einem immer autoritärer werdenden türkischen Staat. Denn mit dem Türkei-Deal hat Merkel unter dem wachsenden Druck aus dem In- wie Ausland ihren vergleichsweise offenen Kurs wieder aufgegeben. Dies liegt nicht zuletzt an einer fehlenden gesellschaftlichen Verständigung: Den höchst unterschiedlichen Befürwortern von Zuwanderung ist es bis heute nicht gelungen, ihre teils widersprüchlichen Interessen zu einem kohärenten Projekt zu verdichten – und dies nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.

Das resultiert auch daraus, dass nicht nur politische Beobachter jedweder Couleur, sondern selbst Migrationsforscher von den Ereignissen des Sommers 2015 weitgehend überrascht wurden. Jedoch sind es nicht die Flüchtlingszahlen selbst, mit denen niemand gerechnet hatte: Alle, die sich wissenschaftlich mit Fluchtbewegungen befassen, hatten die kontinuierliche Zunahme der Asylbewerberzahlen registriert und die europäischen Regierungen immer wieder ermahnt, konstruktive Lösungen zu suchen.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema