Ausgabe Mai 1990

Kein Tag in diesem Land war umsonst

Was wird von der DDR bleiben... Wahrscheinlich wäre es leichter, die Frage zu beantworten: Was wird nicht bleiben?! - Von der DDR werden 44 Jahre deutscher Geschichte bleiben, die eine Geschichte permanenter Unterdrückung und wachsender Opposition gewesen ist; die wieder einmal eine Geschichte von Anpassung und Duckmäuserei und der Machtübernahme durch eine Gruppe gewesen ist.

Diese deutsche Geschichte ist im Grunde genommen eine Wiederholung von gesellschaftlichen Prozessen, wie es sie in Deutschland auch schon vorher gegeben hat. Aber ich denke dennoch nicht - und würde mich auch dagegen wehren, daß man es so sagt: dies sei „typisch deutsch". Ich glaube an dieses „typisch Deutsche" noch immer nicht. Ich meine allerdings, diese Geschichte hängt damit zusammen, daß die Deutschen immer nur mißglückte Revolutionen gehabt haben. Auch die Revolution vom vergangenen Herbst ist mißglückt. Ich selbst gebrauche eigentlich das Wort „Revolution" in diesem Zusammenhang gar nicht, sondern ich sage „Umbruch".

Es hat sich viel verändert. Wir haben es geschafft, das SED-Regime und den ganzen Mechanismus, der damit verquickt war, zumindest in Ansätzen aufzulösen. Diese Arbeit ist noch lange nicht beendet. Aber wir haben es wieder nicht geschafft, etwas wirklich Neues zu beginnen.

Mai 1990

Sie haben etwa 40% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 60% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo