Als im Frühsommer 1988 die Oregon State University in Corvallis, Oregon, eine Vortragsreihe zum 200. Geburtstag der amerikanischen Verfassung veranstaltete, bescheiden unterstützt vom Oregon Committee for the Humanities, erlebte der relativ unbedeutende Ort im Herzen des Willamette-Tales ein Stelldichein der literarisch-wissenschaftlichen Creme des Landes - darunter der Schriftsteller Gore Vidal -, wie es manche große Ostküsten-Universität nicht für Geld noch gute Worte zustande gebracht hätte. Sie alle wollten einem Mann ihre Reverenz erweisen, der an dieser kleinen Universität von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1986 gelehrt hatte: dem Historiker William Appleman Williams.
Williams ist einigen bei uns bekannt (und in der westdeutschen Amerikanistik vornehm ignoriert) als der Begründer der „revisionistischen Schule" der amerikanischen Geschichtswissenschaft. Er war der erste, der das „orthodoxe" amerikanische Selbstverständnis über die Rolle und die Verantwortung der USA an der Entstehung des Kalten Krieges mit Erfolg in Frage stellte.