Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn auf dem „Erdgipfel", der vom 1. bis 12. Juni 1992 in Rio de Janeiro stattfindet, nur die Idee akzeptiert werden würde, daß „der Norden sein Wirtschaftssystem umstrukturieren muß". Zu dieser Schlußfolgerung gelangt eine Auftragsstudie für das Sekretariat der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED), die der langjährige Leiter des Pariser Centre de Recherches sur le Brésil Contemporain, der international renommierte Entwicklungsökonom Ignacy Sachs, vor kurzem fertiggestellt hat.
Die Studie trägt den Titel Equitable Development on a Healthy Planet und dämpft - wie andere Kommentare der jüngsten Zeit auch - die übersteigerten Erwartungen, die mit der Rio-Konferenz („letzte Chance zur Rettung des Planeten vor dem Untergang") zuweilen assoziiert werden. Diejenigen, die von dem Gipfel radikale Schritte zur Rettung der Welt erwarteten, so Sachs, würden die Lage übertrieben dramatisch darstellen. Die größte Bedrohung für künftige Generationen sei nicht die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen durch die Welt von heute, sondern „die Verschlechterung der Entwicklungsaussichten im Süden".