Bartolomé de Las Casas über die Deutschen in Venezuela
Im Jahr eintausend fünfhundert sechs und zwanzig ward unser König und Herr, durch gewisse höchst schädliche und betrügliche Vorstellungen hintergangen; wie man denn immer daran arbeitete, ihm die Wahrheit zu verhehlen, daß sich die Spanier in Indien an Gott und Menschen und seiner Königlichen Würde auf die schrecklichste Art versündigten. Demzufolge schloß er mit gewissen deutschen Kaufleuten eine Kapitulation, oder einen Vertrag, vermöge dessen er ihnen ein ganzes großes Reich, größer als das Königreich Spanien, Venezuela nämlich, nebst der Verwaltung desselben, und allen dazu gehörigen Gerechtsamen überließ. Sie kamen mit etwas mehr als dreihundert Mann in dies Land, und fanden an den Bewohnern desselben eben so sanfte, ja noch weit sanftere Lämmer, als alle andern Indianer dieser Gegenden waren, ehe sie von den Spaniern gemißhandelt wurden. Ich denke aber, sie wüteten weit grausamer unter ihnen, als alle bereits erwähnten Barbaren; ja noch viehischer und rasender, als die blutgierigsten Tiger und wütigsten Wölfe und Löwen.