Die Entspannungspolitik und ihre Verfechter werden neuerdings, in der merkwürdigen Verfremdung eines Rückspiels out of time, wieder ähnlich scharf bekämpft wie vor und während der Durchsetzung dieser Politik. Dabei ergeben sich verblüffende Konstellationen: Die CDU sieht sich unverhofft unterstützt, z. T. gar schon von rechts kritisiert, seitens (ex-)linker Intellektueller; Sozialdemokraten, Kirchenleuten, den Verfechtern der Entspannung wird heute vorgeworfen, was Intellektuelle, kritische Köpfe seinerzeit an ihre Seite zog: der Bruch mit den „Werten" des „totalitären Antikommunismus" (Gaus), die Kalten Krieg und „CDU- Staat" dominiert hatten und 1970, angesichts der Neuen Ostpolitik der sozialliberalen Koalition, in Slogans wie „Scheel und Brandt an die Wand!" kulminierten. - Der Eifer, mit dem heute manche rückwirkend über die damals eingeleitete Politik herfallen, wirkt insofern wenig originell.
Dabei hat jene „moralische" Ostpolitik, die kompromißlose Konfrontation mit den Kommunisten, die heute post festum hochgemut eingefordert wird, ihre Bewährung in der Praxis längst hinter sich. Ihr Scheitern war schließlich, in den 60er Jahren, gerade der Ausgangspunkt der Entspannung.