Ausgabe September 1993

Dokument im Artikelteil: Brüning wiederholt sich nicht

Schatten tauchen auf, die längst entschwunden zu sein schienen. Wird, kann sich wiederholen, was zu Beginn der dreißiger Jahre als Depression über die Welt hereingebrochen war? Manchen der damaligen Krisensymptome begegnen wir heute wieder. „Investiert wurde vor allem in rationellere Produktionsmethoden, so daß ein verstärkter Personalabbau die Folge war." Dieses Zitat stammt keineswegs aus dem Jahre 1993, sondern aus einer Chronik über den 28. Februar 1929, als erstmals mehr als zwei Millionen Arbeitslose gezählt werden mußten.

Zumindest diese Entwicklung wiederholt, ja verschärft sich sogar, weil die Industrie diesmal nicht bloß rationalisiert, sondern ihre Produktion kostensparend umgestaltet. In der Konsequenz könnte also zumindest ein Schatten sichtbar werden, nämlich in Gestalt der sechs Millionen Arbeitslosen des Februars 1932. Auf dem Höhepunkt der Weltwirtschaftskrise standen mit 6,128 Millionen Erwerbslosen und dazu drei Millionen Kurzarbeitern fast zwei Drittel aller Erwerbsfähigen praktisch auf der Straße - hungerten oder brachten sich mit kärglichster Unterstützung durch. Trotzdem - das Brüning'sche Desaster wird keine Neuauflage erfahren.

September 1993

Sie haben etwa 26% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 74% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo