Über Helmut Schelsky
Der 1984 verstorbene Helmut Schelsky gilt nach wie vor als zitierfähige Größe in den unterschiedlichen Feldern der ausdifferenzierten Bindestrich-Soziologien und der anthropologisch begründeten Institutionentheorie. Dies beweisen die zahlreichen Verweise auf Schlüsselpublikationen des bekannten Nachkriegssoziologen, der wie kaum ein anderer die westdeutsche Soziologie nach 1945 über Fachgrenzen hinaus bekannt gemacht hat (Pädagogik, Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaft u. a.). Stichworte wie „nivellierte Mittelstandsgesellschaft" oder „skeptische Generation", „wissenschaftlich-technische Zivilisation" und „Einsamkeit und Freiheit" und nicht zuletzt eine Fügung wie „Die Arbeit tun die anderen" haben sich, aus den Sphären sozialwissenschaftlicher Diskurse kommend, ihrer populär-soziologischen Griffigkeit wegen rasch auf den Ebenen des sozialen, politischen und medialen Alltagsbewußtseins angesiedelt.
Homo academicus und homo politicus
Schelskys Fähigkeit zur Verdichtung sozialer Prozesse in soziologischen Sprachformeln zeigt ein beinahe populistisch anmutendes Verständnis von breitenwirksamer Soziologie, das auf die Wahrnehmung der sozialen Realität in all ihren Segmenten abzielt.