Rede vor Streikenden im Gare de Lyon, Paris
Im Namen des „Appells von Intellektuellen zur Unterstützung der Streikenden“, zu dessen Initiatoren er gehört, richtete Pierre Bourdieu, der große Nonkonformist unter den französischen Soziologen, am 12. Dezember 1995 das Wort an eine Solidaritätsversammlung im Pariser Gare de Lyon. Rund 600 Eisenbahner, Postler und andere Streikende hatten sich im Saal des SNCF-Betriebsrats mit Vertretern des Intellektuellen-Appells getroffen. Den Text seiner Rede, den Bourdieu uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, veröffentlichen wir nachstehend – in eigener Übersetzung – erstmals im vollen Wortlaut. –D.Red.
Ich bin hier, um all denen unsere Unterstützung zu übermitteln, die seit drei Wochen gegen die Zerstörung einer Zivilisation kämpfen – einer Zivilisation, die mit der Existenz des öffentlichen Dienstes verbunden ist: Jene der republikanischen Rechtsgleichheit, des Rechts auf Bildung, auf Gesundheit, auf Kultur, auf Forschung, auf Kunst und, vor allem anderen, auf Arbeit.
Ich bin hier, um zu sagen, daß wir diese tiefgehende Bewegung begreifen, d.h. die Verzweiflung und die Hoffnungen, die sich gleichzeitig in ihr ausdrücken und die auch uns erfüllen; um zu sagen, daß wir nicht (oder nur zu gut) jene verstehen, die nicht verstehen – Leute wie jenen Philosophen, der am 10.