Daß Klaus Kinkel des öfteren danebenliegt, daran hat man sich inzwischen gewöhnt. Allenfalls für kurzzeitige Irritationen war daher gesorgt, als er einem baß erstaunten Publikum erklärte, Berlin werde „in wenigen Jahren Hauptstadt“. Der Lapsus zählte nicht, denn das rundum gelungene Gesamtarrangement überstrahlte solche Randerscheinungen.
Bei der Frühjahrstagung der NATOAußenminister an der Spree paßte alles zusammen, irgendwie jedenfalls. Die Franzosen kehrten zurück ins Bündnis, und die, die drin sind, zeigten sich beglückt. Europa gewann an Profil, was sich zukünftig noch schärfen soll, und zugleich wurden die transatlantischen Bindungen gestärkt, beides Anlaß zu reichlich Freude. Und als Zugabe kann Bill Clinton im laufenden US-Wahlkampf fortan den Hinweis unterbringen, die Europäer seien nunmehr bereit, mehr Lasten in Sachen Verteidigung zu tragen.
Bestens gelaunt gaben sich dementsprechend Akteure und Betroffene, vor allem, wenn sie Kameras und Mikrofone in ihrer Nähe wähnten. Hardthöhenkommandeur Rühe bejubelte „eine neue, eine junge NATO“.2 In puncto Ausgelassenheit stand dem der hiesige Chef für Auswärtiges und Noch-Bonner Adenaueralleeresident Kinkel erwartungsgemäß nicht nach.