Wohlstand auf Pump. Der Irrweg der Schuldenpolitik
Reformpolitik war einmal ein positiv besetzter Begriff. Was gegenwärtig unter diesem Stichwort vorgestellt wird, löst dagegen überwiegend Angst statt Hoffnung aus, gleichgültig ob es sich um Steuer-, Gesundheits- oder Rentenreformpläne handelt. Im Hintergrund der heutigen Reformdebatten stehen stets, ausgesprochen oder unausgesprochen, kontroverse Auffassungen über die gesellschaftspolitische Rolle des Staates, über den Umgang mit Staatsausgaben und öffentlicher Verschuldung. Im Vorgriff auf ein geplantes „Blätter"-Streitgespräch zum Thema Keynesianismus und Schuldenkrise veröffentlichen wir nachstehend zwei Beiträge, die gänzlich konträre Sichtweisen spiegeln. Adrian Ottnad gehört dem von Meinhard Miegel geleiteten Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn e.V. (IWG) an, Jörg Huffschmid der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, deren Memoranden die „Blätter" regelmäßig dokumentieren. D.Red.
Politik und Gesellschaft folgen meist fest verinnerlichten Verhaltensmustern. Dazu gehört in vielen hochindustrialisierten Staaten die Bewältigung gegenwärtiger Probleme auf Kosten der Zukunft. Besonders deutlich läßt sich dies an der Staatsverschuldung ablesen, die in den letzten Jahrzehnten weltweit schneller als das Bruttoinlandsprodukt wuchs. Deutschland bildet dabei keine Ausnahme.