Madeleine Albrights Weltreise war ein persönlicher Erfolg. Die "New York Times" titelte: "Sie stolziert über die Weltbühne - mit der Ausstrahlung eines Stars". Auf der anderen Seite illustrierte ihre Antrittsreise unglücklicherweise auch das Problem der heutigen US-Außenpolitik. Diese steht nicht länger wirklich unter der Kontrolle der Stars oder überhaupt der Exekutive. Die Liste der Streitpunkte, die während ihrer Reise auf den Tisch kamen, reicht vom Widerstand Rußlands gegen die NATO-Erweiterung über europäische Resistenz gegenüber Amerikas Bemühungen, andere Länder zur Teilnahme am Kuba-Boykott zu nötigen, deutschen Ärger über absurde und unverschämte amerikanische Vorwürfe in puncto Umgang mit Scientology, französische Feindseligkeit wegen der Unwilligkeit der USA, NATO-Kommando-Posten europäischen Offizieren zu überlassen bis zu den üblichen Streitereien mit Japan über freien Marktzugang. Jedes einzelne dieser Probleme hat seinen Ursprung in Washington (mit Ausnahme der Scientology-Geschichte, die aus Hollywood stammt). Keines wäre wirklich nötig. Man kann zwar sagen, daß der Streit um die Menschenrechte in China von der Art herrührt, wie die chinesische Regierung ihr Volk behandelt, und die Handelsdifferenzen mit Japan daher, wie Japan seine Binnenwirtschaft reguliert.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.