Am Ende hatten alle gewonnen – auch der Verlierer, der fast am lautesten feierte. Die mexikanische Staatspartei PRI, die „Partei der Institutionalisierten Revolution“, mußte bei den Wahlen Anfang Juli die größte Niederlage in ihrer Geschichte einstecken: Sie verlor die absolute Mehrheit im Parlament, zwei Bundesstaaten und den Posten des Bürgermeister von Mexiko-Stadt. Doch der Jubel der Regierungsoffiziellen über den „Sieg der Demokratie“ wollte kein Ende nehmen. Keine verschwundenen Urnen, kein Absturz des Wahlcomputers in der Wahlnacht, kaum bestochene Wähler: all die kleinen Tricks und großen Betrügereien, mit denen die PRI bisher fast jede Wahl gewonnen hatte, kamen diesmal nicht zum Einsatz. Mexiko hatte das erste Mal wirklich demokratisch gewählt. Und diejenigen, die es zugelassen hatten, bekamen dafür soviel (Selbst-) Lob, daß man sich fragen mußte, wer die Demokratie im Land sieben Jahrzehnte verhindert hatte.
Seit Ende der 20er Jahre hält die PRI in Mexiko alle Macht in ihren Händen, länger als jede andere Partei auf der Welt. Aus der PRI stammten bislang alle mexikanischen Präsidenten. Sie stellte bis vor wenigen Jahren sämtliche Gouverneure und Senatoren. Die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten im Parlament, der Bürgermeister und Gemeindevertreter waren PRIistas.