Am 2. Februar zog Hugo Chávez Frías in den Palacio de Miraflores ein. Der rasante Aufstieg des heute 44jährigen begann ziemlich genau sieben Jahre zuvor. Anfang Februar 1992 versuchte er den damaligen venezolanischen Präsidenten Carlos Andrés Pérez, der in den 70er Jahren Verbindungen zur Sozialistischen Internationale hatte, zu stürzen. „El Comandante“, wie ihn viele Venezolaner nicht ohne Sympathie nennen, erwies sich als Anführer einer Gruppe von nationalistischen Offizieren, die, weil sie sich in ihrem politischen Programm auf die Ideen des 1830 verstorbenen Befreiungshelden Simón Bolívar berufen, auch Bolivarianer genannt werden. In der Hauptstadt Caracas scheiterte ihr Putschversuch. Doch bevor Chávez für zwei Jahre in einem relativ komfortablen Militärgefängnis verschwand, rief er in einem ebenso kurzen wie historischen Fernsehauftritt seine Waffenbrüder im Lande dazu auf, die Gewehre niederzulegen. In der Uniform der Fallschirmspringer mit roter Mütze, die mittlerweile zum Symbol der Chavisten avancierte, übernahm er die Verantwortung für den blutigen Vorfall und erklärte, daß sie lediglich por ahora, d.h. „fürs erste“ gescheitert seien.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.