2.10. - J u g o s l a w i e n. Der Aufruf der Opposition zum Generalstreik wird in Teilen des Landes und in der Hauptstadt Belgrad befolgt. Das Personal wichtiger Industriebetriebe und öffentlicher Einrichtungen legt die Arbeit nieder, um der Forderung nach Rücktritt des noch amtierenden Präsidenten Milosevic Nackdruck zu verleihen. Einheiten von Armee und Polizei stellen sich auf die Seite der Opposition. Milosevic tritt im Staatsfernsehen auf und verlangt erneut eine zweite Runde der Präsidentenwahl (vgl. "Blätter", 11/2000, S. 1286). Die serbische Regierung warnt am 3.10. vor "subversiven Handlungen«, gegen die Organisatoren krimineller Aktivitäten würden "spezielle Maßnahmen" ergriffen. Am 5.10. findet in Belgrad ein Massenprotest gegen den "Stimmendiebstahl" bei den Wahlen vom 24. September d.J. statt. Anhänger der Opposition stürmen das Parlament und besetzen Gebäude des Staatsfernsehens. Der gewählte Präsident Kostunicu setzt sich noch einmal für einen friedlichen Machtwechsel ein. Westliche Regierungen, darunter die Bundesregierung, appellieren an Armee und Polizei in Jugoslawien, keine Gewalt anzuwenden und den Willen des Volkes zu respektieren. Der abgewählte Präsident Milosevic müsse zurücktreten. - Am 6.10.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.