Rede von Paul Spiegel, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, anläßlich der Berliner Demonstration am 9. November 2000 (Wortlaut)
Paul Spiegels Rede anläßlich der Großdemonstration unter dem Motto „Wir stehen auf für Menschlichkeit und Toleranz“, zu der ein breites Bündnis aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Kultur und Sport aufrief, löste bei den Christdemokraten bereits im Vorfeld Unruhe aus. Noch vor der Veranstaltung versuchte der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz telefonisch beim Zentralrat der Juden zu intervenieren. Spiegel ließ seinen Text unverändert, in dem er deutlich – ohne Namen zu nennen – den von Merz geprägten Begriff der „Leitkultur“ kritisiert (vgl. auch die nachfolgend dokumentierte „Arbeitsgrundlage“ der CDU-Zuwanderungs-Kommission) . – D. Red.
Heute vor 62 Jahren wurden in ganz Deutschland Synagogen und Gebetshäuser angezündet und geschändet, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, es gab zahlreiche Verhaftungen, mindestens 91 Menschen wurden ermordet. Diese Nacht war das offizielle Signal zum größten und schlimmsten Völkermord in der Geschichte der Menschheit.
Am 9. November 1989 wurde nur wenige Meter von hier die von einem anderen Unrechtsregime errichtete Mauer endlich aufgebrochen. Aus diesem Grund ist dieses Datum für alle Deutschen auch ein Tag der Freude. Es darf aber niemals das Gedenken an den 9.