Nach den politischen Debakeln des ersten Kanzlerjahres kam die tiefe Krise des wichtigsten deutschen Baukonzerns gerade recht, um das Image Gerhard Schröders durch einen polit-ökonomischen Husarenritt aufzupolieren. Mit 250 Mio. Mark aus der Staatskasse schlug der flugs nach Frankfurt am Main eilende Bundeskanzler den Widerstand der zögernden Banken nieder. Keine gigantische Summe, welche die Bundesregierung bereit ist zu geben, zumal sie als Kredit und Bürgschaft noch nicht rettungslos verloren scheint. Trotzdem wirft die vorerst abgewendete Pleite des globalisierten Bauriesen Holzmann AG viele grundsätzliche Fragen auf.
In der Folge solcher Hauruck-Aktionen dürfen sich hierzulande die Großen aller Branchen eigentlich in Sicherheit wiegen. Solche wohlige Geborgenheit passt wunderbar in die – allen Sonntagsreden zum Trotz – wettbewerbsfeindliche wirtschaftliche Landschaft. Die Großen hängen im Netz der „Deutschland AG“, zum Schaden der Kleineren und der Beschäftigten sowie zum Schaden der Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes insgesamt. Der Fall Holzmann wirft auch die Frage nach dem Kern der Deutschland AG auf und damit nach der (Ohn-)Macht der Banken.