Ausgabe November 2003

Osttimors Wahrheitskommission

Wie kann das erste „neue“ Land des Milleniums, Osttimor, nach jahrhundertelanger portugiesischer Kolonialherrschaft und jahrzehntelanger indonesischer Okkupation, der fast ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel, zu Frieden, Demokratie und nachhaltiger Entwicklung finden? Osttimor erhielt am 20. Mai 2002 nach zweieinhalbjähriger Verwaltung durch die Vereinten Nationen (UN) seine Unabhängigkeit. Deren Preis war hoch: Kaum ein Bewohner der Terra de Sol Nascente ist ohne Trauma, ohne Opfer in der eigenen Familie. Allein nach dem Unabhängigkeitsvotum töteten im Black September 1999 indonesische Militärs und ihre osttimoresischen Milizen mehr als tausend Menschen und vernichteten 80 % der Infrastruktur. Das ärmste Land Asiens versucht auf verschiedene Weise dieses erdrückende Erbe zu bewältigen.

Auf drei voneinander unabhängigen Pfeilern beruht die Aufarbeitung der Menschenrechtsverbrechen: Ad-Hoc Prozessen in Indonesien, Special Panels for Serious Crimes und der ersten asiatischen Wahrheitskommission, der Comissão de Alcolhimento, Verdade e Reconciliação (CAVR)in Osttimor. Die strafrechtliche Aufarbeitung beschränkt sich bei beiden Tribunalen auf das Jahr 1999. Lediglich die CAVR besitzt ein Mandat für den gesamten Zeitraum des politischen Konflikts – vom Tag der portugiesischen Nelkenrevolution (25.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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