Washingtons sicherheitspolitisches Establishment wirkt gegenwärtig beunruhigend realitätsfremd, abgehoben von der wirklichen Lage im Mittleren Osten und Zentralasien, aber auch andernorts bestehenden Gefahren. Amerikas Bodentruppen sind fast komplett mit den genannten Kriegsschauplätzen beschäftigt. Die Army, ihre Reserveverbände und die Marineinfanterie werden über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit hinaus strapaziert, und ihre Moral sinkt. Die Freiwilligenarmee findet nicht die Rekruten, die sie braucht. Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht erscheint politisch undenkbar, und doch könnte sie sich schließlich als die einzige Alternative zum militärischen Fiasko erweisen. In einer solchen Situation zerbricht sich das Pentagon – außerstande, die erforderlichen Mengen an Panzerung für seine Truppen und Fahrzeuge zu beschaffen – den Kopf über neue Atomwaffen und Weltraumkriege. Es möchte riesige Summen zusätzlich für Projekte ausgeben, die für die gegenwärtigen Realitäten völlig irrelevant sind. Pentagon und Energiebehörde verlangen neue, "praktikablere" Atomwaffen, darunter tief in die Erde eindringende "Bunkerknacker". Ob die Entwicklung neuer Atomwaffen wirklich nötig ist, lässt sich entschieden bezweifeln. Die politischen Kosten wären jedenfalls enorm.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.