Ausgabe August 2006

Grenzüberschreitungen

William und Madeleine haben ihr Berufsleben hinter sich oder erfolgreich aus dem Mittelpunkt ihres Lebens verdrängt. Sie kaufen sich einen alten Bauernhof, skurril und malerisch wie eine Filmkulisse, und mit den Freuden des Müßigganges und der Gärtnerei entdecken sie neue Sinneslust. Ein schönes Happy End beginnt, und der Film mit dem Titel Malen oder Lieben (von den beiden Regisseursbrüdern Arnaud und Jean-Marie Larrieu) könnte hier eigentlich aufhören. Aber das späte Glück erfährt eine unerwartete Vertiefung. Die Beziehung zu ihren neuen Nachbarn, dem blinden Adam und seiner jungen schönen Frau Eva, nimmt einen immer erotischeren Charakter an. Vor allem William verstört dieser Bruch mit seinen eingeübten Verhaltensweisen zunächst, aber nach dem Partnertausch stellt sich eine unkomplizierte, alle vier ergreifende Zärtlichkeit ein.

Sie scheint jedoch nur von kurzer Dauer zu sein, denn Adam und Eva haben sich entschlossen auszuwandern, „auf die Insel“, die irgendwo in der Karibik liegt. William und Madeleine überlegen, ob sie das Haus verkaufen und mitkommen sollen. Als dann Mathieu und Julie auftauchen, angeblich Interessenten für das Haus, und sich herausstellt, dass sie ein Swinger-Pärchen sind, beschließen William und Madeleine, doch zu bleiben. Die neue sinnliche Freiheit, so erkennen sie, darf nicht wieder in alten Bindungen enden.

Auch dieser zweite Partnertausch wird als ein positives Erlebnis für alle dargestellt.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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