Ausgabe September 2006

Hamburger Zeit-Geist

Journalismus ist ein Kellnerberuf: Was in der Welt geschieht, wird Lesern, Hörern und Zuschauern möglichst genießbar serviert. Die Bedeutung dieser Tätigkeit lässt sich kaum überschätzen. Von der Seriosität und Qualität journalistischer Arbeit hängt ab, was die Menschen von den Vorgängen in ihrer Stadt, ihrem Land und dem Rest der Welt wissen. Von ihrem Wissen hängt ab, was sie beurteilen können, und vom Urteilsvermögen der Staatsbürger hängt ab, ob eine Demokratie funktioniert.

Zu allen Zeiten hat es Journalisten gegeben, denen es nicht genug war, Medium zu sein: Nur weiterzugeben, was sich ereignet, nur zu erklären, was passiert ist, nur zu berichten, worüber sich die Verantwortlichen Gedanken machen. Sie möchten selbst ein Stück Verantwortung übernehmen, wollen sich eigene Gedanken machen und ihre Auffassungen zur Geltung bringen.

Es gibt daher zwei Arten von Journalisten. Die einen wollen nur vermitteln, die anderen wollen auch wirken. Die einen bemühen sich, ihre Vermittlungsarbeit einfühlsam, einfallsreich und möglichst eingängig zu leisten. Die Frage, wie bringe ich etwas am besten an den Mann oder an die Frau, beschäftigt viele kluge Köpfe; sie wird umso dringlicher, je schärfer die Konkurrenz wird. Sie wird für viele zur Existenzfrage; wenn die Auflagen sinken, droht der Zeitungstod.

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Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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