Auch für das deutsche Fernsehen gilt: Im Anfang war das Wort. Immerhin darf das „Wort zum Sonntag“ beanspruchen, gleich nach der „Tagesschau“ die zweitälteste Sendung des deutschen Fernsehens zu sein. Seit 1954 ging das von den ARD-Anstalten produzierte Format bereits mehr als 2800 Mal am Samstag-Abend auf Sendung, obwohl es selten mehr als zwei Millionen Zuschauer erreicht. Aber schließlich geht es ja nicht um Marktanteile, sondern um Botschaften.
Dabei dürfte ein nicht geringer Anteil der Zuschauer die fünf Minuten zwischen Wettervorhersage und Spätfilm vor allem als lästige Werbeunterbrechung der Kirchen begreifen – und entweder träge den Ton abdrehen oder schnell noch einmal das Klo aufsuchen. Für den nach Unterhaltung suchenden Durchschnittszuschauer verkommt der medial eher unambitionierte Versuch christlichen Innehaltens („Hörfunk mit Passbild“) vor allem zur christlichen Sendestörung.
Um so erstaunlicher ist es, dass um das bisher wenig beachtete Format nun ein veritabler religionsübergreifender Streit ausgebrochen ist. Ausgelöst wurde dieser mit der Mitteilung des ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender, dass das Zweite ab Mai 2007 ein „Wort zum Freitag“ für Muslime – selbstredend in deutscher Sprache – in das Angebot des Senders aufnehmen werde.