Ausgabe August 2007

Die Kopfabmaschine

Henryk M. Broder ist letztes Jahr sechzig geworden. Damit sein nunmehr ehrwürdiges Alter bemerkt und womöglich ausgezeichnet werde, schrieb er das Buch „Hurra, wir kapitulieren“ mit der imperativen Widmung „Für mich, zum Sechzigsten.“

Für Helmut Markwort, den „Focus“-Chef, kein Problem. Denn diesmal durfte der Angestellte von Hubert Burda, Börnestiftungsvorstandsmitglied neben Springer-Chef Mathias Döpfner und anderen, ganz allein, wie das beim Börne-Preis der Brauch ist, den Preisträger aussuchen, Broder eben.

Und Broder hat den Börne-Preis dieser Herkunft in der Tat verdient. Broder ist ein Bekenner, ein ideologischer Exhibitionist voll Leidenschaft. Er verehrt George W. Bush, trat schon immer für dessen Krieg gegen den Irak ein, sein Handy klingelt mit der US-Hymne, und jüngst trat er im Arte- Kulturmagazin Metropolis mit einer mächtigen US-Fahne auf dem Hemd über seinem nicht weniger ansehnlichen Bauch zum Interview an.

Sein Kampf gegen den Terrorismus ist ebenso schlicht. Wie Bush hat er es längst aufgegeben, allein gegen die Terroristen von Al Qaida zu kämpfen. Er kämpft gegen – wörtlich – „1,5 Milliarden Moslems in aller Welt, die chronisch zum Beleidigtsein und unvorhersehbaren Reaktionen neigen“. Er kämpft gegen die Ausländer, die sich in Deutschland breitgemacht haben. Gegen den „Migrationshintergrund“.

Sie haben etwa 31% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 69% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo