Was für eine Wandlungsfähigkeit: Noch vor einem Jahr hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel die geplanten Maßnahmen der Europäischen Union zur Verringerung der CO2-Emissionen im Straßenverkehr gegen die Kritik deutscher Autobauer verteidigt. Gesetzliche Regelungen seien notwendig, da die Industrie ihrer Selbstverpflichtung zur CO2-Reduktion jahrelang nicht nachgekommen sei, so Gabriel damals. Heute ist von dieser Einsicht nichts mehr übrig. Kaum vom Klimagipfel in Bali zurückgekehrt, kritisierte der Minister die von der EU-Kommission avisierten Regelungen mit harschen Worten. Indem die EU Kleinwagen besser stelle, betreibe sie verkappte Industriepolitik zu Lasten deutscher Produzenten. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sprach gar von einem „Vernichtungsfeldzug“ gegen die deutsche Automobilindustrie, da auf die Firmen Geldbußen in Milliardenhöhe zukommen könnten.
Die deutsche Automobilindustrie macht derweil (immerhin) erste diskursive Zugeständnisse an die aktuelle Klimadebatte. „Grün wie noch nie“, lautete das Motto der 62. Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Betont umweltfreundlich präsentierten die Autobauer ihre innovativen Hybrid- und Dieseltechnologien – jedenfalls am ersten Tag, bevor die eigentlichen Zuschauermagneten ausgepackt wurden.
Wichtigste Exponate auf der IAA waren nämlich die sogenannten Sport Utility Vehicles, kurz: SUVs, die als außerordentliche Klimaschädlinge bekannt sind.