Ausgabe Februar 2008

Prima Auto-Klima

Was für eine Wandlungsfähigkeit: Noch vor einem Jahr hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel die geplanten Maßnahmen der Europäischen Union zur Verringerung der CO2-Emissionen im Straßenverkehr gegen die Kritik deutscher Autobauer verteidigt. Gesetzliche Regelungen seien notwendig, da die Industrie ihrer Selbstverpflichtung zur CO2-Reduktion jahrelang nicht nachgekommen sei, so Gabriel damals. Heute ist von dieser Einsicht nichts mehr übrig. Kaum vom Klimagipfel in Bali zurückgekehrt, kritisierte der Minister die von der EU-Kommission avisierten Regelungen mit harschen Worten. Indem die EU Kleinwagen besser stelle, betreibe sie verkappte Industriepolitik zu Lasten deutscher Produzenten. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sprach gar von einem „Vernichtungsfeldzug“ gegen die deutsche Automobilindustrie, da auf die Firmen Geldbußen in Milliardenhöhe zukommen könnten.

Die deutsche Automobilindustrie macht derweil (immerhin) erste diskursive Zugeständnisse an die aktuelle Klimadebatte. „Grün wie noch nie“, lautete das Motto der 62. Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt. Betont umweltfreundlich präsentierten die Autobauer ihre innovativen Hybrid- und Dieseltechnologien – jedenfalls am ersten Tag, bevor die eigentlichen Zuschauermagneten ausgepackt wurden.

Wichtigste Exponate auf der IAA waren nämlich die sogenannten Sport Utility Vehicles, kurz: SUVs, die als außerordentliche Klimaschädlinge bekannt sind.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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