Clint Eastwood legt derzeit sein Alterswerk vor und wird nicht nur als Ikone mit einer langen Vergangenheit, sondern auch als neuer Star gefeiert. Zum Mainstream der gegenwärtigen kommerziellen Hollywood-Produktion von ActionFilmen für Halbwüchsige – angesichts derer, wie Georg Seeßlen bemerkt, der Filmkritiker an seinem Beruf verzweifeln müsste – erscheinen die Filme der Alten (so auch Woody Allens Vicky Christina Barcelona und Francis Ford Coppolas Jugend ohne Jugend) als vitale wie auch intelligente Gegenströmung. Sie überzeugen nicht nur durch ihre technische, narrative und inszenatorische Professionalität, sondern scheinen auch neue, bittere Antworten auf die Frage liefern zu wollen, wo das Hollywood-Kino heute steht und was es noch zu sagen hat.
Eastwoods letzte Filme (Million Dollar Baby 2004, Letters from two Jima 2006, Changeling – Der fremde Sohn 2008) stellen Helden vor, die tragisch enden. Sie scheinen überdies manche Konventionen zu negieren, von denen der Hollywood-Erzählstil lebt. Der alte Korea-Veteran und ehemalige Ford-Arbeiter Walt Kowalski in Eastwoods neuestem Film Gran Torino will eigentlich nur seine Ruhe im Ruhestand haben, wird aber in die Auseinandersetzungen seiner Nachbarschaft aus asiatische Einwanderern hineingezogen.