
Bild: Droemer Knaur
José Manuel Barroso fühlt sich diskriminiert. Weil der ehemalige Präsident der EU-Kommission als „Geschäftsführer ohne besondere Aufgaben“ bei Goldman Sachs tätig wird, will ihm sein Amtsnachfolger Jean-Claude Juncker die Privilegien eines Ex-Chefs der Behörde streichen und ihn in Brüssel nur noch als „Interessenvertreter“ empfangen. Damit reagiert er auf anhaltende Kritik an Barrosos neuem Job und versucht, die aufflammende Debatte um striktere Lobby-Regeln in Brüssel einzudämmen. Denn der Verdacht liegt nahe, dass Barroso Kenntnisse und Kontakte aus seiner Zeit als aktiver Politiker in seiner neuen Tätigkeit nutzen wird – und genau deswegen angeheuert wurde.
An Konflikte wie diesen denken die meisten, wenn es um Lobbyismus geht. Dass Politiker regelmäßig in die Schlagzeilen geraten, weil sie aus ihrem Amt direkt als „strategische Beraterin“ oder „Generalbevollmächtigter“ zu einem großen Unternehmen wechseln, füllt im neuen Buch von Uwe Ritzer und Markus Balser aber nur eines der zehn Kapitel. Den beiden Journalisten der „Süddeutschen Zeitung“ geht es nicht darum, einzelne Bösewichte zu entlarven oder „die Lobbyisten“ als solche an den Pranger zu stellen.