Thomas Piketty: Mehr Gleichheit wagen! Für die globale Transformation des Kapitalismus, S. 45-56
Seit Beginn der neoliberalen Revolution vor 40 Jahren hat die Ungleichheit radikal zugenommen, so der Ökonom Thomas Piketty, auch weil es der egalitären Koalition an Mobilisierungskraft fehlt. Dabei bräuchte es heute nichts dringender als gleiche Chancen aller von Beginn an, um den Kapitalismus demokratisch zu überwinden.
Ulrike Herrmann: Raus aus der Wachstumsfalle. Wie wir mit der britischen Kriegswirtschaft die Klimakrise bewältigen können, S. 57-66
Um die Klimakrise wirklich abzuwenden, braucht es den Übergang zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Doch für den Weg dahin gibt es noch keinen konkreten Plan. Die Autorin Ulrike Herrmann zeigt auf, wie sich eine Brücke in eine andere, wachstumslose Zukunft schlagen lässt – und zwar nach dem Muster der britischen Kriegswirtschaft von 1939.
Birgit Mahnkopf: Der Kampf um Eurasien. Von der Globalisierung zurück zur Geopolitik, S. 67-76
Russlands Krieg gegen die Ukraine zeigt eines ganz deutlich: Nicht nur die Klimakrise, sondern auch Konflikte um territoriale Macht und den Zugang zu Rohstoffen werden sich in Zukunft massiv verschärfen. Die Politikwissenschaftlerin Birgit Mahnkopf erkennt darin die Wiederkehr klassischer geopolitischer Machtpolitik vor allem im eurasischen Raum.
Claus Leggewie: Das Elend der Blockfreien: Vor dem G20-Gipfel in Bali, S. 77-83
Der Westen versucht derzeit alles, um eine globale Koalition gegen Russland aufzubauen. Doch beim G 20-Gipfel im November in Bali könnte ihm eine prorussische Front der blockfreien Staaten entgegentreten, warnt „Blätter“-Mitherausgeber Claus Leggewie. Umso mehr muss sich der Westen um den Dialog mit den Ländern des Globalen Südens bemühen.
Anne Britt Arps: Chile und Brasilien: Vom linken Traum zur Realität, S. 84-90
Eine neue Verfassung sollte in Chile die sozial-ökologische Wende herbeiführen. Doch die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung lehnte sie ab. „Blätter“-Redakteurin Anne Britt Arps sieht im Scheitern des chilenischen Traums und dem möglichen Wahlsieg Luiz Inácio Lula da Silvas in Brasilien die Rückkehr einer linken Realpolitik in Lateinamerika.
Jeremy Cliffe: Die letzte Brücke zum Empire. Der Tod der Queen und das Ende des imperialen Britanniens, S. 91-96
Der Tod der Queen ist eine Zäsur. Er markiert das Ende der Ära des imperialen Großbritanniens, so der britische Journalist Jeremy Cliffe. Denn mit der Queen ist das letzte lebende Bindeglied in die Zeit des Empire gestorben und so wirft ihr Tod auch die Frage nach der Identität Großbritanniens wie nach der Zukunft des Commonwealth auf.
Michael R. Krätke: Chips: Wettlauf um die Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts, S. 97-102
Die Mikrochipindustrie ist die Schlüsseltechnologie der Zukunft; ohne sie ist die Digitalisierung undenkbar. Der Politikwissenschaftler Michael R. Krätke sieht ein neues Zeitalter der Industriepolitik heranbrechen, geprägt von Wettläufen um die kleinsten Chips. Denn technologische Führerschaft bedeutet heute nichts weniger als geostrategische Überlegenheit.
Horst Kahrs und Udo Wolf: Linkspopulismus trifft Rechtspopulismus. Der Selbstmord der Linkspartei aus Angst vor dem Tod, S. 103-108
Auf den Montagsdemonstrationen droht sich eine neue Querfront aus rechten und linken Putin-Freunden zu formieren, darunter auch die Anhänger von Sahra Wagenknecht. Der Sozialwissenschaftler Horst Kahrs und der Linken-Politiker Udo Wolf warnen: Wenn diese Teile der Linkspartei weiter bei inhaltslosem Linkspopulismus bleiben, werden sie bald kaum noch vom rechten „Wut-Winter“ zu unterscheiden sein.
Martin Staiger: Bürgergeld: Neues Label, altes Denken?, S. 109-114
Mit dem Bürgergeld sollen Leistungsbeziehende verstärkt Unterstützung bei Aus- und Weiterbildung erhalten, eine Vertrauenszeit eingeführt und höhere Vermögen geschützt werden. Doch unter dem neuen Label läuft nur das alte System weiter, so der Sozialrechtler Martin Staiger. Damit der Abschied von Hartz IV tatsächlich gelingt, müssen alle Sozialleistungen zusammengefasst und die Regelsätze bedarfsgerecht angehoben werden.
Rudolf Hickel: Übergewinne: Besteuert die Krisenprofiteure!, S. 115-120
Während die Energie- und Heizkosten in immer größere Höhen schnellen, fahren die Gas-, Strom- und Mineralöl-Konzerne eklatante Gewinne ein. Und dennoch wird, so der Ökonom und „Blätter“-Mitherausgeber Rudolf Hickel, die dringend erforderliche Übergewinnsteuer mittels diverser populistischer Mythen abgelehnt. Diese gilt es zu entlarven, damit die Krise nicht weiter zulasten der Armen geht.