François Hollande, Wolfgang Templin, August Pradetto, Günther Baechler: Zwischen Waffenlieferungen und Verhandlungen: Wann und wie gelingt ein stabiler Frieden in der Ukraine?, S. 41-64
Angesichts des andauernden russischen Angriffskrieges werden die Debatten über westliche Waffenlieferungen an die Ukraine und über die Notwendigkeit von Verhandlungen mit Russland hitziger. In diesem Zusammenhang erörtert der ehemalige Präsident Frankreichs, François Hollande, die Bedeutung und Gefahr einer sich durch den Ukrainekrieg vertiefenden Allianz zwischen den Autokratien Russland und China für eine multipolare Weltordnung. Der Bürgerrechtler und Publizist Wolfgang Templin stellt im Zuge der in seinen Augen zögerlichen deutschen Waffenlieferungen die Notwendigkeit einer entschlossenen westlichen Konfrontationsstrategie gegenüber Russland heraus, bei der Deutschland eine Führungsrolle übernehmen solle. Der Politikwissenschaftler August Pradetto hingegen warnt vor einer drohenden Eskalation des Krieges durch weitere Waffenlieferungen des Westens. Der Schweizer Diplomat Günther Baechler beschäftigt sich mit den Voraussetzungen, unter denen Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland überhaupt zu einem nachhaltigen Frieden führen könnten.
Andreas Zumach: Ein Jahr Ukraine-, 20 Jahre Irakkrieg. Warum der Globale Süden dem Westen nicht traut, S. 65-70
Der Westen verurteilt den Angriff auf die Ukraine völlig zu Recht als völkerrechtswidrig. Der freie Journalist Andreas Zumach stellt jedoch kritisch fest, dass vor allem die USA seit Jahrzehnten das Völkerrecht lediglich selektiv anwendet, um eigene Verstöße zu verschleiern, etwa im vor 20 Jahren begonnenen Irakkrieg. Dies lasse den Westen unglaubwürdig wirken und führe zur Weigerung vieler Staaten des Globalen Südens, die Sanktionen gegen Russland mitzutragen.
Marc Thörner: Afghanistan: Frauen als Faustpfand, S. 71-76
Die Lage der Frauen in Afghanistan ist seit der Machtübernahme der Taliban besonders prekär. Der Journalist Marc Thörner verdeutlicht, wie kontraproduktiv sich speziell die von der international vernetzten religiösen Führung in unterdrückerischen Frauendekreten erlassenen Bildungs- und Arbeitsverbote auch auf die ohnehin desaströse Lage des Landes auswirken. Selbst vereinzelte Bildungsmöglichkeiten seien nur Ausdruck eines reaktionären und rigiden Geschlechterregimes
Eliav Lieblich und Adam Shinar: Das Ende der israelischen Demokratie?, S. 77-82
Eine geplante Justizreform der Netanjahu-Regierung sorgt in Israel und weltweit für Sorge um die israelische Demokratie. Die Juristen Eliav Lieblich und Adam Shinar warnen, dass die Reformen die demokratischen Institutionen des Landes untergraben und die gesellschaftliche sowie politische Spaltung Israels verstärken werden.
Kristin Helberg: Machterhalt um jeden Preis. Erdoğan, Assad und das große Beben, S. 83-90
Das verheerende Erdbeben in der Türkei und in Syrien am 6. Februar forderte zehntausende Opfer. Doch die autoritären Herrscher in Ankara und Damaskus versuchen, die Katastrophe für ihren Machterhalt zu nutzen, warnt die Journalistin Kristin Helberg. Inbesondere das Assad-Regime in Syrien versucht, über die Nothilfe wieder diplomatische Anerkennung zu erlangen.
Nancy Fraser: Kapitalismus als Kannibalismus. Die multidimensionale Krise und der Sozialismus des 21. Jahrhunderts, S. 91-101
Die Zunahme globaler Krisen ist für einige Kritiker Ausdruck einer inneren Problematik der wirtschaftlichen Organisation des Kapitalismus. Die Philosophin und Politikwissenschaftlerin Nancy Fraser zeigt jedoch auf, wie der Kapitalismus als gesamtgesellschaftliche Ordnung begriffen werden kann, die systematisch ihre eigenen Grundlagen verschlingt.
Leander Scholz: Menschenleere oder: Die Politik der Ökologie, S. 103-112
Angesichts der Klimakrise erscheint der Mensch zum ersten Mal in der Geschichte nicht als Lösung, sondern als Problem. Der Philosoph und Schriftsteller Leander Scholz beleuchtet die Geschichte der modernen Gesellschaft anhand ihrer Beziehung zur Natur und verdeutlicht, dass es für den Menschen von morgen von existenzieller Bedeutung ist, das Nichtmenschliche zu denken.
Thilo Bode: Im Supermarkt: Verbrauchertäuschung per Gesetz, S. 113-122
So alltäglich der Gang zum Supermarkt ist, so undurchsichtig sind jedoch die Qualitätsversprechen und Zutatenlisten auf den Produkten, kritisiert der Gründer der Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“ Thilo Bode. Er stellt fest, dass es die deutschen und europäischen Gesetze sind, die den (Super-)Markt formen, und fordert eine schärfere Regulierung der Lebensmittelindustrie.