Ausgabe November 2023

Kurzgefasst

Richard C. Schneider: Israels 9/11. Der Terror der Hamas und das israelische Dilemma, S. 43-52

Bereits kurz nach dem brutalen Angriff der Hamas am 7. Oktober war klar: Dieser Tag wird als nationales Trauma in die Geschichte Israels eingehen. Der langjährige Israel-Korrespondent Richard C. Schneider zeigt auf, wie die Politik der Regierung unter Benjamin Netanjahu mit zur jüngsten Eskalation beigetragen hat und beschreibt das strategische Dilemma Israels – zwischen der Notwendigkeit, die Hamas zu schwächen und der Gefahr eines regionalen Flächenbrands.

Ella Müller: Kulturkampf und Klimakrise. Die US-Rechte als Anti-Umweltbewegung, S. 53-64

Noch vor 35 Jahren herrschte in den USA parteiübergreifende Einigkeit: Klimaschutz ist notwendig. Heute aber zählt es zum Markenkern der Republikanischen Partei, die Existenz des menschengemachten Klimawandels zu leugnen. Die Historikerin Ella Müller beschreibt, wie der „Anti-Environmentalism“ in der US-Rechten hegemonial wurde und welche politischen Folgen das hat.

Arundhati Roy: »Wir sind zu Nazis geworden«. Indiens Weg in den Faschismus, S. 65-74

Im Westen gilt Indien als „größte Demokratie der Welt“ und wird zunehmend als Bündnispartner hofiert. Tatsächlich aber hat das Land unter dem Hindu-Nationalisten Narendra Modi längst einen ganz anderen Weg eingeschlagen, so die indische Schriftstellerin Arundhati Roy: Auf dem Subkontinent herrscht heute eine Tyrannei der Mehrheit, die zu einem vollständig entwickelten Faschismus zu führen droht.

Raman Yerashenia: Entrechtet und verfolgt: Gewerkschaften in Belarus, S. 75-81

Lange hielt der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko die Arbeitnehmer für treue Anhänger seines Regimes. Doch als 2020 die Massenproteste gegen die gefälschte Präsidentschaftswahl ausbrachen, schlossen sich auch die Beschäftigten der Staatsbetriebe an, berichtet der exilierte belarussische Gewerkschaftsaktivist Raman Yerashenia. Seitdem versucht Lukaschenko mit allen Mitteln, die unabhängigen Gewerkschaften zu zerschlagen.

Peter Reif-Spirek: Gefährdete Demokratie oder: Die langen Linien des Thüringer Faschismus, S. 83-90

In Thüringen könnte die AfD bei den Landtagswahlen 2024 zur stärksten Kraft aufsteigen – also ausgerechnet dort, wo sich eine fortschreitende Faschisierung der Partei zeigt. Erklären lässt sich das, so der Sozialwissenschaftler Peter Reif-Spirek, nicht zuletzt mit den langen Linien der Thüringer Geschichte: Schon die NSDAP feierte dort ihren ersten Durchbruch.

Asha Hedayati: Mütter ohne Recht, Kinder ohne Schutz. Wie die Justiz gewalttätige Väter begünstigt, S. 91-102

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, heißt es im Grundgesetz. Bei Partnerschaftsgewalt steht dieser Anspruch aber im krassen Gegensatz zur juristischen Praxis, so die Anwältin Asha Hedayati. Vielmehr begünstigen Familiengerichte gewalttätige Väter strukturell.

Anton Brokow-Loga: Umbau statt Neubau. Für eine sozialökologische Wende in der Wohnungspolitik, S. 103-108

„Bauen, bauen, bauen“, lautet seit Jahren die politische Antwort auf die sich verschärfende Wohnungskrise. Der Stadtforscher Anton Brokow-Loga erklärt, warum sich diese nicht durch den Fokus auf Neubau lösen lässt und warum wir dringend eine sozialökologische Wohnungswende brauchen.

Reinhard Loske: Irrweg Brückenstrompreis. Warum billige Energie für die Industrie der ökologischen Transformation schadet, S. 109-116

Grüne und SPD wollen mit einem subventionierten Strompreis die deutsche Industrie schützen. Ein vollkommen falscher Ansatz, so der Nachhaltigkeitsforscher Reinhard Loske. Denn der Brückenstrompreis ist sozial ungerecht und wird die Energiewende ausbremsen.

Jörg Radtke und Ortwin Renn: Mehr Demokratie wagen: Kein Klimaschutz ohne Bürgerräte, S. 117-123

Klimaschutz bedarf eines Mindestmaßes an gesellschaftlicher Legitimation, das haben die Debatten über das Heizungsgesetz deutlich gezeigt. Der Politikwissenschaftler Jörg Radtke und der Soziologe Ortwin Renn beleuchten verschiedene Formen der Bürgerbeteiligung. Ihr Fazit: Ohne sie droht die sozialökologische Transformation zu scheitern.

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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