Ausgabe Januar 1992

Wir und sie

Solidarität, aber was heißt das?

Ein paar Trendmeldungen aus dem Bereich der „Dritt-Welt"-Gruppen

Out, also ziemlich aus der Mode, sind Fan-Clubs von Revolutionen anderswo. Vorbei ist es auch mit dem Versuch, sich an angeblich glückende sozialistische Experimente andernorts psychologisch anzulehnen, vorbei ist es mit jener Abstraktheit von Solidarität, die sich vor allem auf die Programme unterstützter Parteien bezog, vorbei die Anmaßung, für die eigene Position die Logik und Wahrheit der „Geschichte" zu bemühen, die der eigenen Seite eines Tages recht geben sollte, vorbei auch die Begeisterung für's Martialische, für bewaffneten Kampf als solchen.

Noch nicht ganz out: das Bedürfnis nach klaren Freund-Feind-Bildern. Beispielsweise das Bedürfnis, zu bestimme, auf welcher Seite der „Hitler" denn nun auszumachen wäre: War es Bush oder Saddam Hussein? Auf welcher Seite die unschuldigen Opfer imperialistischer Aggression: Juden oder Palästinenser? Auch noch nicht ganz out ist das Bedürfnis, internationale Konflikte vulgärmaterialistisch zu deuten, wie etwa der beliebte und weit verbreitete Slogan im zweiten Golfkrieg „Kein Blut für Öl" belegt.

Januar 1992

Sie haben etwa 38% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 62% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo