Ausgabe Dezember 2007

Die öffentliche Stimme der Religion

Säkularer Staat und Glaubenspluralismus

Ob Kopftuch oder Karikaturen, Integrationskonferenz oder Moscheenbau – kaum eine Frage erhitzt seit geraumer Zeit die Gemüter in Deutschland so sehr wie jene nach der Rolle des Islam. Dass es sich dabei im Kern um weit mehr als eine Islam-Debatte handelt, war Ausgangspunkt einer Diskussionsveranstaltung des internationalen Kulturforums „Reset Dialogues on Civilizations“ (www.resetdoc.org), welche am 14. September d.J. im Teatro Eliseo in Rom stattfand. Thema der Veranstaltung war die Rolle der Kirchen in der Öffentlichkeit. Dabei ging es um die allgemeine Bedeutung der Kirchen im säkularen Staat wie in der säkularisierten Gesellschaft. Zu dieser Frage diskutierten der Philosoph und „Blätter“-Mitherausgeber Jürgen Habermas, der Politikwissenschaftler Gian Enrico Rusconi von der Universität Turin, der Philosoph Alessandro Ferrara von der Universität Parma und Monsignore Vincenzo Paglia, Bischof der Diözese Terni- Narni-Amelia in Umbrien. Der folgende Text basiert auf dem Eingangsreferat von Jürgen Habermas „The public voice of religion – the secular state and the plurality of faiths“. Der daran anschließende Text von Gian Enrico Rusconi setzt sich mit der besonderen Rolle der katholischen Kirche in Italien auseinander, deren wachsende öffentliche und politische Einflussnahme zunehmendes Unbehagen in der Gesellschaft auslöst.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (3.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Politik vor Recht: Die Aushöhlung der liberalen Demokratie

von Miguel de la Riva

Als der FPÖ-Chefideologe und heutige Parteivorsitzende Herbert Kickl im Januar 2019 in einem ORF-Interview darauf angesprochen wurde, dass seine Asylpläne an die Grenzen von EU-Recht, Menschenrechtskonvention und Rechtsstaat stoßen, antwortete der damalige österreichische Innenminister, „dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.